02.10.2019

02.10.19 Mittwoch, Ausflug nach Stettin

Morgens gabs noch ordentlich Regen, man hat gar keine Lust aufzustehen. Es ist allerdings nicht so kalt wie letzte Nacht, wir hatten die Heizung an auf 2, wo wir dachten, es passiert gar nix. Tuts aber doch.
Beim Duschen war niemand, genau abgepasst, heute haben wir einen Termin mit einem Boot. Frühstück wie gewohnt, noch eine Duschmarke geholt, denn heute Abend kommen wir erst im Dunkeln zurück, dabei die Geschichte des Platzes erfahren: Wiese vom Schwiegervater, Pferdewiese, Kinder groß, Pferde tot, beide arbeitslos, 5 Jahre gekämpft, um den Platz genehmigt zu kriegen, jetzt 8 Monate Dauerdienst und 4 Monate für den Rest wie aufräumen, Ärzte usw.
Um halb 9 weg, es ist trocken von oben!  Um 9 Uhr fährt die Adler Vineta ab Seebrücke ab. Hier sind 17 Leute, die mitfahren, Schiff kommt grade. 
Wir halten in Heringsdorf und Bansin, jeweils plus 10 und 28 Personen. Der Bus nach Stettin ist wohl ausgebucht, man könnte aber auch in Misdroy bleiben und den Tag dort verbringen.
Man sieht schon blauen Himmel! Den kleinen Schirm habe ich trotzdem dabei, zur Abschreckung...
 

Misdroy,
Międzyzdroje auf polnisch, liegt auf der Insel Wolin, gehört zu Westpommern, hat ca.  6000 Einwohner, ist ein Sommerziel und für Urlaub sehr beliebt, dann auch entsprechend voll.
Um 11 Uhr haben wir dort angelegt. Ein Wikingerschiff liegt auch da 😊.
90 min Busfahrt bis Stettin. Der größte Teil davon ist eine riesige Baustelle, die in zwei Jahren beendet sein soll. Dann wird es flutschen. Dort werden wir eine Stadtrundfahrt von 2 Std. haben, etwas Auslauf für Essen, dann Rückfahrt, Schiff fährt um 17:30 Uhr.

Auf dem Weg nach Stettin und während der Stadtrundfahrt erzählt Jureg alles Wichtige, „meine Herrschaften“.
Ganz früher wohnten hier in der Gegend Wikinger und Slawen, es war ein Wikingerdorf.
Die Polen waren hier nicht, die wohnten in der Gegend von Danzig oder im Raum Posen. Im 11. Jahrhundert ging das Königreich Polen bis Kiew.  Hier waren die Slawen, vor 1000 Jahren.  
Otto von Bamberg (Apostel der Pommern) hat hier christianisiert, friedlich.
Ab der Zeit regierten die Greifen = slawische Herzöge, die warben Fachleute aus Deutschland an und bauten Klöster usw. Rügen gehörte anfangs noch nicht zu Pommern, aber im 14. Jahrh. dann (po more, am Meer). Viele Städte traten der Hanse bei.

Nach dem 30 jährigen Krieg war es von Schweden teilbesetzt und die Bevölkerung heftig dezimiert. Immer wieder gab es hier Kriege, die Schweden waren immer irgendwie noch da. Ab 1815 wurde es Preußisch.
1939 aufgeteilt zwischen Russ und D, eine Mio. Menschen nach Sibirien gebracht; Polen hat sich nie ergeben, irgendein Chef hat sich nach London abgesetzt.
1945 haben die drei Mächte neu aufgeteilt, dann war es russisch, viele flüchteten. Vieles liest man nicht irgendwo, unser Guide bekam viele Hintergrundinfos von Touristen erzählt, die vertrieben wurden und später nochmal herkamen.
Hier herrschte Raub und Gewalt, zum einen von den russischen Besetzern, aber auch von Polen und von deutschen Banden. Eigentlich sollten sich hier Polen ansiedeln, aber wegen der Zustände kamen nicht viele. Viele Deutsche waren geflüchtet, alles wurde demontiert und weggeschleppt. Hier leben zu wollen war keine Option.
Die DDR war für Polen ein Glücksfall nach dem Regiment von Stalin. Aufbau durch junge Leute ab 1955. Irgendwas war da noch mit Vorteilen, wenn die Leute Babys bekommen haben.
Solidarnocz entstand 1980. 1989 waren sie enttäuscht über Sozialismus und ihre Situation, weil nix besser wurde, es ging ihnen wirtschaftlich immer noch nicht gut. Die Wende wurde versucht, es gelang nicht. Neidisch auf die ehemalige DDR, die jetzt aufgepäppelt wurde, aber hier war immer noch Krise. Privatisierung der Landwirtschaft, Arbeitslosigkeit stieg in manchen Gebieten bis 60 %, sie waren nicht in der EU, deshalb gabs kein Geld von da. Seit 2004 in EU, seitdem bessert sich die Lebenssituation für viele. So wie er das erzählt hat, kam rüber, dass sie immer die A…karte gezogen haben im Lauf der Geschichte.  Verständlich, dass sie jetzt endlich auch etwas vom guten Kuchen abhaben wollen.

Auf Deutsch heißt/hieß das Gebiet Ostpreußen, bei den Polen West-Pommern.
Die Gebietseinteilungen heißen Woiwodschaften. Als in der Pfalz Lebende fällt mir bei Woi immer was anderes ein, so in Richtung Woiwirtschaft.

Inzwischen sind wir in Stettin angekommen, das ist flächenmäßig groß, 300 km².
Wir fahren an einem Einkaufszentrum vorbei mit Kaufland, Decathlon usw. was es hier auch gibt.
Die Slawen hatten eine Burg, im 13. Jh. erhielten sie Stadtrechte, Hauptstadt für den Herzog v Pommern, Schloss wurde gebaut, das Gebiet reichte fast bis Stralsund, groß aber selbständig. Im Schwedenkrieg alles zerstört.  Festung gebaut. Lange Zeit Krieg Brandenburger gegen Schweden. Rest siehe oben.
Auf der Werft bauten sie Schiffe mit 4 Schornsteinen. Das wurde von anderen kopiert, mit Fake-Schornsteinen 

Wir halten zuerst an der Hakenterrasse, nur 10 Min inkl. Klo...  Die heißt nach einem ehemaligen Oberbürgermeister. 


 Dann fahren wir nach Stettin Nord. Es regnet nicht! Und in die Weststadt mit den Villen.


Nach dem Krieg waren ja viele abgewandert und die Stadt ziemlich leer, es gab also wenig Menschen und viele Wohnungen. Sie gaben enteignete Häuser an Akademiker, die sie brauchten, um hier Leben reinzubringen und zu erhalten. Jetzt ist hier eine wichtige Uni, die Konkurrenz zu Breslau. 
 Pause an einem EKZ, essen, 50 min Zeit, eine Sorte Weihnachtsgeschenke gefunden, grade noch pünktlich zurück.
Danach sollte der Stadtrundgang in Altstadt sein. Aber: Fällt ins Wasser, in den einzigen Schauer. Wir fahren eine Runde um die große Kirche und den Block. Noch ein Versuch, einen Parkplatz zu kriegen fürs Schloss. Das wollten sie eigentlich mal abreißen, aber dann haben sie es zum Kulturzentrum renoviert. Hier ist jetzt immer was los.
Sonne scheint und wir müssen zurück zum Bus. Keine Chance auf Foto der großen Kirche.  
Die Sonne scheint toll. Die wollen Brücken sanieren, erinnert an Ludwigshafen (😕), aber vielleicht sind sie noch nicht so marode, sie werden ja noch benutzt.
Die Häuser der Altstadt waren vorne am Fluss. Nach dem Krieg war alles kaputt, nix mehr da; sie haben eine Straße da hingebaut. Jetzt würde man das anders machen; es gibt Pläne, die Straße zu verlegen und Häuser wieder ans Ufer zu setzen.
Schwierig ist bei allem, die Besitzer zu klären, das war nicht im Grundbuch eingetragen, Ausgrabungen im Schutt, um alles zu klären, hat sich verzögert, dann wollten sie nicht mehr dorthin. inzwischen wohnt man lieber woanders. Die Altstadt war komplett kaputt gewesen. Wurde neu gebaut und hat deshalb wenig Flair, sagt er. Sie ist nur am Wochenende interessant. Nur ein Parkplatz für die Arbeiter, die in die Stadt kommen. 
 
Rückweg: Stau raus wie immer. Habe keine Postkarte gekriegt!!!  Sonne scheint. Wieder die Baustelle. Eine Umfahrung geht einmal durch ein kleines Dorf. Riesige Erdbewegungen, viele ausgegrabene Wurzeln. Eigentlich bauen sie fast von Stettin bis Wolin.
Kurz nach 5 in Misdroy, schnell noch Postkarten kaufen, von Stettin gibts hier keine. Was es hier gibt, ist Kuchen. Und was für welche! Torten, wo man sich reinsetzen könnte! Wir nehmen mal schnell noch ein Eis.



Schiff kommt pünktlich, es ist windig, Sonne, dann schaukeln wir zurück nach Ahlbeck. Schööön! Die Farben werden schon orange.



Zurück in Ahlbeck ist die Farbe draußen so blau, das die Fotos nicht einfangen können.
Wir essen in der Seebrücke, Dorsch in Roggenkruste mit Senfsoße, Kart. und Salat, Axel hat Burger mit tollen Kartoffel-Chips und Salat. Lecker. Trotz fast voll haben wir einen Platz gekriegt, alle gehen wohl um halb 7 essen. Ab 19:30 ist es leerer.
Spaziergang heim.

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